Anderstouren

Einem unbekannten Morgen entgegen…

Wir schweben auf 11.380 Metern Höhe durch ein Nichts, durch eine viel zu kurze Nacht und einen sehr langen Tag. Zeitenlos, staatenlos. Grenzen verschwimmen. Wo war gestern, wo fängt morgen an? Ich lausche. Der Motor brummt, jemand hustet. Ansonsten schweigen wir einvernehmlich, so als hätten wir einhellig beschlossen, die Enge in diesem Flieger und das ewige Warten einfach zu verschlafen. Turbulenzen rütteln uns schließlich wach, ein Glas Orangensaft erfrischt. Kampf mit Plastikbesteck, der heißen Schale mit dem Rührei und den folgenden Müllbergen auf dem viel zu kleinen Tablett. Nur nichts in den Schoß kippen. Ein Kunststück bei der Enge. Christian kann sich kaum rühren, während ich es eigentlich ganz bequem habe. Dabei kommt mir der absurde Gedanke, dass ein kleines Huhn in einer Legebatterie wohl auch mehr Lebensqualität hatte, als es so etwas noch gab.

Landung in Singapur. Irgendwie ist das ein Reizwort auf dieser Reise. Nun sind wir also auch in Singapur. Aber ich hoffe doch, dass man uns nicht von Käfern befreien, zwangsweise reinigen, oder gar begasen wird ?? Eigentlich liebe ich diesen Flughafen. In meinen Augen der beste Transitflughafen der Welt. Er ist sauber, die Sauberkeit springt einen quasi an. Aber es gibt auch bequeme Sessel, kostenlose Fußmassagegeräte, asiatisch kitschig angelegte Oasen, in denen Orchideen üppig blühen, ja es soll sogar ein Schwimmbad für Transitreisende geben. Doch für all das haben wir keine Zeit. Boarding time ist bereits 10 Minuten nach unserer Landung. Also laufen wir wie die Hasen und sind schon eine Stunde später wieder in der Luft.

Ich blicke auf das endlose Blau des Meeres hinab, das hin und wieder von einigen indonesischen Inseln durchbrochen wird. Und dann fällt die Nacht doch in rasanter Geschwindigkeit auf uns herab. Also kann ich nur ahnen, dass er einige Zeit später bereits unter uns ist: Der rote Kontinent. Damit nehmen wir denselben Weg, wie die Aniara vor einer Woche. Ist das wirklich erst eine Woche her? Kaum zu glauben. Kommt mir viel länger vor. Vor einer Woche war unser Auto also noch auf See, der Ausgang dieses Unterfangens vollkommen ungewiss und nun ist es bereits in Perth.

Als wir diesen Flieger bestiegen, war uns natürlich klar, dass wir nur den zweiten Platz in diesem Rennen belegen würden und dennoch sind wir die Sieger. Denn nur eine Stunde, bevor wir zum Flughafen aufbrechen müssen, erreicht uns eine unglaubliche Email unseres Agenten vor Ort: Unser Auto hat so eben die Quarantäneinspektion im Hafen überstanden! Ryan schreibt, es sei knapp gewesen. Aber der Inspektor hätte ein Auge zugedrückt und uns „gerade so“ durchgewunken. Gerade so reicht uns! Wir klatschen ab und ich storniere hektisch sämtliche Mietwagen, denn, es ist zwar kaum zu glauben, aber wir werden sie nicht mehr brauchen. Das viele Putzen hat sich also doch gelohnt. Damit ist endgültig die letzte Hürde genommen!

Und nach dem Fliegen über Grenzen, Gebirge und Ozeane in ein unbekanntes Morgen wird Allaq bereits auf uns warten!

2 Kommentare

  1. Dann hoffe ich auf eine gute Zusammenführung von euch und Allaq und wünsche euch einen guten Start in Australien.
    Das Schwimmbad in Singapur ist übrigens ein Pool auf dem Dach samt Mini-Park zum Spazierengehen.
    Falls ihr beim nächsten Mal dort mehr Zeit habt. 😉

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