Unser Weg führt uns heute durch die Black Hills; ein beeindruckendes Gebirge aus spitzen Granitnadeln und Felstürmen, die hübsch mit den gelben Blättchen des herbstlich verfärbten Waldes kontrastieren. Durch diese Berge schlängelt sich eine aufregend schmale Bergstraße, die einige Male durch einen einspurigen Tunnel führt, der einfach in den Fels geschlagen ist. Er ist gerade groß genug, dass Allaq hindurch passt. Trotzdem halten wir jedes Mal die Luft an und fürchten um unsere Außenspiegel.

In Amerika gibt es die wunderbare Möglichkeit, einfach im National Forest campen zu dürfen, was die Amis auch fleißig tun. An der Forststraße stehen so einige Camper und erst als wir der Schotterpiste weiter in die Berge folgen, finden wir ein einsames Plätzchen auf einem sonnenbeschienenen Hochplateau. Wir befinden uns allerdings in luftigen 2500 Metern Höhe; einer Höhe, in der unsere Heizung schon mal Probleme bekommt. Wir brauchen sie aber dringend, denn heute Nacht soll das Thermometer auf -2 Grad fallen. Sie spuckt auch einige Male, stößt blaue Qualwolken aus, doch dann läuft sie…

Es ist wunderschön hier draußen, trotzdem ist uns etwas mulmig zu Mute. Immerhin befinden wir uns im Bärengebiet. Braunbären, Schwarzbären – hier ist alles vertreten und in diesen Bergen sollen es immerhin 500 an der Zahl sein, was mir der Typ an der Tanke auch fleißig bestätigt. „Oh yeeah, there are many bears!“ Heute bleibt die Küche deswegen auf jeden Fall kalt. Ich möchte nichts braten, was die feine Bärennase schon aus Kilometernentfernung riecht. Alle Lebensmittel, auch der Müll, Brot und Tee werden in der Kühlbox verstaut. Wir lassen auch kein duftendes Duschgel, oder Zahnpasta durch den Ausguss ins Freie laufen. Stattdessen verschwinden wir erstaunlich früh in der Kabine und nicht ohne noch einmal ordentlich Lärm zu machen.

Die Nacht wird wahrhaftig klirrend kalt. Ich liege eine Weile wach und lausche den Geräuschen der Wildnis. Ein Gebirgsbach plätschert, Blätter rauschen im Wind. Sonst ist es still. Doch dann wird die Stille jäh durch einen schrillen Pfiff durchbrochen. Ich denke zuerst an einen Vogel. Doch dem Pfiff folgt ein heiseres Bellen. Ich lausche aufgeregt – ein Präriehund? Ein Koyote? Irgendetwas knabbert und nagt gleich neben unserem Camper. Vielleicht ist es ein Streifenhörchen, oder diese Antilopenart, die wir heute mehrfach gesehen haben. Doch ein durchdringenes Singen übertönt alle anderen Geräusche der Wildnis und ich lächel‘ in die Nacht. Auch wenn man niemals darauf kommen würde: Das ist der Ruf der Elche, die ihren Nachwuchs rufen. Das weiß ich, weil wir auf einer unserer Amerikareisen einem Jungen begegnet sind, der eine Elchtröte hatte, die genau diese Laute erzeugt hat. Wie wunderbar. Dort draußen sind Elche. Dann kann ich jetzt wohl beruhigt einschlafen…
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Oh wie aufregend! Habt ihr noch Bären gesehen?