Anderstouren

Gestrandet… oder auf zu neuen Ufern…

4 Tage, 4 Tage leben wir jetzt schon auf dem Toyota Parkplatz. Wir ernähren uns von Fastfood und von dem Vanillekaffee, den sich Kunden im Autohaus großzügig ziehen können. Der ist bestimmt mit irgendeiner Droge versetzt, denn er macht definitiv abhängig. Wechselweise lungern wir in der Lounge, oder einfach auf dem Parkplatz herum, fühlen uns „homeless“. Denn Allaq ist unser Zuhause, unsere Basis.

Natürlich könnten wir einfach in unseren schicken Tesla steigen, uns ein Hotel nehmen, oder auch nach Hause fliegen. Aber wir wollen da sein, falls es etwas zu entscheiden gibt, mitbekommen, wenn sich etwas entwickelt. Doch leider tut sich da nicht so viel. Das Highlight ist dann schon die Fahrt zum Supermarkt, oder zum 40km entfernten Flughafen, wo es den einzigen Supercharger gibt. Aber auch dort sitzen wir wieder auf einem Parkplatz, an dem die Autos lärmend an uns vorbei brausen. Überhaupt sind wir die ganze Zeit im Lärm. Die Toyotawerkstatt liegt an einer Hauptstraße, Trucks donnern an uns vorbei, Sirenen heulen, ständig geht die Alarmanlage eines Autos an. Dreht man sich einmal um sich selbst, dann findet das Auge nichts Natürliches mehr. Unsere Umgebung besteht aus Plastik, Metall, Glas und Beton. Nur da ganz hinten, auf dem Parkplatz des McDonnalds steht ein einzelner Baum. Der muss sich völlig verloren fühlen, wir auch.

Dabei sind wir erst vier Tage hier – aber es kommt uns viel, sehr viel länger vor. Denn in der Werkstatt ist man sich gar nicht sicher, ob sie die Reparatur überhaupt machen können. Es ist immerhin ein Europäisches Fahrzeug und sie brauchen ein spezielles Ersatzteil, das sie erst einmal in Amerkika auftreiben müssen. So vergeht Tag für Tag, ohne dass wir wissen, wie es nun weitergehen soll. Müssen wir Allaq am Ende auf das Schiff zurückschleppen lassen, ohne einen einzigen Meter in Kanada mit ihm gefahren zu sein? Eine furchtbare Vorstellung. Doch schließlich kommt die erlösende Nachricht: Sie haben das Ersatzteil bestellen können, in 10 Tagen ist es hier und dann wird die Reparatur gemacht. Wir können es kaum glauben.

Gut, Zeit endlich Urlaub zu machen! Also mieten wir kurzerhand einen ziemlich abenteuerlichen Camper, den einzigen, den wir so rasch bekommen konnten. Das Schätzchen ist 1988 gebaut und in Deutschland wäre das H auf dem Nummernschild so groß, dass wir aufpassen müssten, dass kein Helikopter auf unserem Dach landet. Der alte VW-Bus hat den Motor im Kofferraum (!) und fährt höchstens 80km/h. Er hat keinerlei Anzeigen, ob das Licht noch brennt, man angeschnallt ist, oder man die Handbremse noch angezogen hat. Man muss eben mitdenken. Ja, es gibt nicht einmal ein Thermometer. Einen größeren Unterschied zu diesem mit Hightech vollgestompften Tesla könnte es wohl kaum geben. Von einer Zentralverriegelung können wir auch nur träumen, die Heizung wird mit seltsamen Schiebereglern bedient, aber wir lieben das Teil! Es ist sau gemütlich und hat alles, was ein Camper braucht. Außerdem kann man es wahrscheinlich noch mit einer Nagelschere und einem Haargummi reparieren. Also nichts wie raus aus Halifax! Natürlich wären wir lieber mit unserem Allaq unterwegs, doch Westy (so heißt unser neues Zuhause) wird ein würdiger Ersatz sein. Nova Scotia wir kommen!


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2 Kommentare

  1. Hey ihr beiden, euer Westy sieht cool aus und wir haben so das Gefühl, dass wir den kennen 😁 2005 hatten wir genau auch so einer und sind da in Canada und USA rumgereist…. Bei uns hat er aber „Schnäg“ geheissen….😂

    1. An „Schnecke“ hatten wir auch kurzzeitig überlegt – der Schnellste ist er nicht unser Westy… Aber er war schon voher auf den Namen „Westy“ getauft und wir haben befürchtet, dass er sonst nicht auf den neuen Namen hört 🙂

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