Ach ja – die Amis… Ob sie nun am Wochenende mit ihre ATVs (Quads) durch die Wüste brausen, am Highway stehen und frenetisch Wahlplakate hochhalten, oder einen überfreundlich und -schwenglich nach dem Befinden fragen, ohne sich im Geringsten für die Antwort zu interessieren, sie sind schon eine besondere Spezies und auf jeden Fall einen Teil III der Kuriositäten am Wegesrand wert 🙂
1) Recreation Vehicle
Wer schon einmal in den USA unterwegs war, der hat sie natürlich schon gesehen: die RVs. Denn diese gigantischen Ausführungen von einem Wohnmobil sind einfach nicht zu übersehen. Am Anfang habe ich immer wieder gedacht, dass ein Linienbus um die Ecke biegt, denn mit unter sind diese Dinger über 20 Meter lang! Zum Vergleich: Ein Tennisplatz hat 23 Meter Länge! Ein Campingplatz entschuldigt sich dafür, dass der längste Stellplatz leider nur 55ft – also 18 Meter beträgt… Doch damit nicht genug. Denn oftmals ziehen diese Monster hinten noch ein Auto, oder einen riesigen Anhänger, in dem wahlweise mehrere ATVs, oder auch 4 Pferdeboxen untergebracht sind. Manchmal sind Pferde und Garage auch direkt in das riesige Gefährt integriert. Hier gibt es scheinbar keine Grenzen.
Vor diesem Hintergrund entspinnt sich folgendes, recht spezielles Gespräch: Christian ist im Gelände unterwegs und filmt und ich stehe bei geöffneter Heckklappe an der Kabine und sortiere meine Küchenkiste, als ein Jeep auf der Schotterpiste neben mir hält. „He, what are you collectin‘?“ „Collecting?“ Ich weiß nicht ganz, was mein Gesprächspartner meint. Doch dann wird klar, dass er Allaq für ein Expeditionsfahrzeug und uns für Forscher hält, die irgendwelche Proben nehmen. Als ich das verneine, fällt dem Guten alles aus dem Gesicht: „This is a camper??“ Er starrt mich ungläubig, entgeistert, fast ein wenig empört an. Ich nicke und erkläre ihm, dass wir in dieser Box auch eine Küche, ein Wohnzimmer, Schlafzimmer und ein Bad haben. Er prustet los, schüttelt den Kopf und fährt dann ganz schnell weiter. Offenbar hat er ein anderes Konzept von einem Wohnmobil 🙂
2) Abenteuerliche Beladungen
Es ist schon unglaublich, womit die Amis so durch die Gegend fahren. Neben den RVs sehen wir auch oftmals Pick-ups und Anhänger, die so abenteuerlich beladen sind, dass sie in Deutschland niemals auf die Straße dürften. Ein Jeep hat seine Ladefläche 3 Meter hoch mit Kisten und Möbeln beladen, sie aber nur halbherzig mit einem Strick befestigt. Ein weiterer Kollege hat so viel Kram auf dem Pick-up verstaut, dass er in einer Kurve glatt die Hälfte verliert. Wir hupen ihn an – doch er fährt einfach weiter. Der nächste hat Holzplatten geladen, die – ungelogen – einen Meter über den rechten Straßenrand hinausragen. Alles was sich ihnen dort in den Weg stellt, wird abgemäht.
Von Allaq sind die Amis übrigens extrem begeistert. Wir können an keiner Tankstelle halten, ohne dass wir auf unser „nice rag“, alternativ auch „great rig“ angesprochen werden. Die beste Bezeichnung für unser Auto bisher: „Bad Ass“ :-)) Ja, sie machen sogar immer wieder Fotos von Allaq. Alle sind neidisch auf unseren europäischen Hilux, den es in den USA schlicht nicht gibt. Ja, in Amerika gibt es überhaupt keine Pkws, die mit Diesel betrieben werden und Diesel ist dadurch mitunter gar nicht so leicht zu bekommen. Es gibt ihn zumindest nicht an jeder Tankstelle und in abgelegenen Ecken schon mal gar nicht. Doch natürlich hätten sie gerne einen Jeep, der mit Diesel fährt, denn dann könnten sie noch mehr auf ihre Ladefläche packen…
3) Der geklaute Einkaufswagen
An den Anblick gigantischer Chipsabteilungen, die mit unter die Größe eines kompletten REWEs in heimischen Gefilden überschreiten, haben wir uns bereits gewöhnt. Auch an die Tatsache, dass die Amis (auch vollkommen gehgesunde) mit kleinen Autos durch die riesigen Supermärkte fahren, um ja nicht zu Fuß gehen zu müssen. Sie gehen überhaupt nicht gerne zu Fuß (mit unter nur 300 Schritte am Tag). Sogar für den Besuch der Nachbarn wird das Auto aus der Garage gefahren. Doch wir wussten bisher nicht, dass man seinen Einkaufswagen auf gar keinen Fall eine Sekunde unbeaufsichtigt stehen lassen darf…
Der Einkauf dauert nun bereits eine Stunde und Christian und ich laufen gerade noch zur Fleischtheke zurück, um gemeinsam ein paar Würstchen auszusuchen, die man auch essen kann. Es dauert zwei Minuten, doch unser Einkaufswagen mit allen Sachen ist weg. Suchend rennen wir zwischen den Regalen umher – vielleicht hat ein anderer Kunde ihn versehentlich genommen – doch er bleibt verschwunden. Wer klaut denn bitte einen Einkaufswagen? Ist irgendjemand zu faul, sich selbst zu überlegen, was er die nächsten Tage kochen möchte? Beim Kundenservice ernte ich einen verständnislosen Blick. Natürlich wird der Wagen wieder ausgeräumt, sobald man ihn stehen lässt. Ist das zu fassen? Eine Stunde Arbeit einfach weg ?? Doch nach einigen Nachfragen findet sich dann noch ein Mitarbeiter, der den Wagen erstmal nur ins Kühllager gefahren hat. Uff. Nochmal Glück gehabt und wir werden unseren Einkaufswagen ab jetzt wie einen Kinderwagen keinen Moment mehr aus den Augen lassen 😉
4) Shooting
Man führt es sich natürlich nicht so vor Augen: Doch die meisten Amis haben eine Waffe am Start. In den Supermärkten gibt es Munition gleich neben irgendwelchen Pumpguns zu kaufen… Was ist denn jetzt, wenn ein Kunde keine Lust hat zu bezahlen und sich stattdessen einfach so eine Waffe schnappt? Sie machen auf jeden Fall munter Gebrauch von ihren Kanonen, soviel steht außer Frage. Denn es gibt kaum ein Schild, eine Tafel, oder eine Mülltonne, die nicht durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Schilder weisen daraufhin, hier bitte nicht auf Fernseher (!), oder andere elektronische Geräte zu schießen und die Patronen hinterher wieder aufzusammeln – nach wenigstens das…
5) Zzyzx – die unaussprechliche Straße
Wir sind in einer ziemlich einsamen Gegend in der Mojave Wüste unterwegs. Hier gibt es nicht viel. Nur eine einzige Abfahrt deutet auf eine Straße hin, die Zzyzx Road. Wie bitte? Was ist denn das für ein Straßenname und wie in aller Welt soll man das aussprechen? Ich stelle mir folgende Szene vor: John Miller will gerade Feierabend machen, als ihn sein Boss dazu auffordert, noch das Schild für die neue Straße am Exit 23 fertig zu stellen. John wirft verärgert den Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Wieder Überstunden, weil er irgendeiner unbedeutenden Straße im Nichts einen Namen geben muss. Also hackt er einfach einige Male auf die Tastatur ein und schickt den Druckauftrag raus, ohne noch einmal hinzusehen. Er hat jetzt Feierabend. So entstand die Zzyzx-Road :-)) Vorschläge zur Aussprache bitte in den Kommentaren 🙂
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