Anderstouren

Verschiffung – ein Kinderspiel ?!

Irgendwie kommmt mir das bekannt vor: Im Wohnzimmer türmen sich Kisten und Wäschekörbe mit Klamotten, Campingartikeln, Autozubehör, Kochgeschirr, Badesachen, Reiseführern, und und und… Aber klar: Es geht wieder los! Und für eine dreimonatige Tour will gut überlegt sein, was alles mit auf die Reise soll.

Doch dieses Mal soll es nicht nach Australien gehen; Kanada und die USA sind unser Ziel. Im Vergleich zu Australien ein Kinderspiel! Dachten wir zumindest: kein tagelanges Putzen des Wagens, keine Beschriftung jeder einzelnen Schublade, kein Carnier de Passage… Doch auch für eine Verschiffung nach Halifax müssen wir mehr beachten, als wir das zunächst gedacht haben.

Denn Auto und Kabine müssen absolut BLICKLEER sein. Das heißt, es muss so ausschauen, als wäre nix drin. Auch das haben wir uns einfacher vorgestellt, als es ist. Denn auf den zweiten Blick wird uns erst klar, wie viele „lose“ Teile in diesem Auto so „rumfliegen“: Tisch und Stühlchen sind normalerweise einfach hinten im Auto festgeschnallt – geht nicht. Mein Klo steht sonst einfach so in der Kabine – geht nicht. Unser Außenzelt ist üblicherweise außen am Wagen befestigt – geht gaaar nicht! Und dann wollten wir eigentlich noch eine Felge im Fahrraum mitnehmen – NO! Zudem keine Lebensmittel, keine Medikamente, keine Wertsachen… die Liste, was alles nicht erlaubt ist, wird immer länger. Shit!

Am Ende haben wir mehr aus dem Auto aus- als eingeräumt. Trotzdem – die Sachen müssen mit. Einen Teil können wir natürlich im Fluggespäck unterbringen, aber keinen Tisch, keine Stühlchen, auch die Felge nicht, oder das Klo. Also verschwinden all diese Sachen kurzer Hand in unserem Bett im Auto. Es ist danach nicht ganz so einfach, das Dach wieder zuzuklappen, doch am Ende ist alles an Bord und die Kabine sieht blickleer aus – wie gewünscht. Sonst wird das Auto nämlich schlicht nicht mitgenommen und das würden wir gerne vermeiden…

Jetzt mit zwei Autos nach Hamburg. Auch das kommt uns bekannt vor, nur damals war es Wilhelmshaven. Nochmal kurz in die Waschanlage – die Radkästen sollten schon sauber sein. Na gut – das ist jetzt verglichen mit einer Verschiffung nach Australien wirklich Kinderkram. Die Abwicklung am Hafentermin ist immer wieder aufregend – eine ganz eigene Welt. Während man die Abläufe an einem Flughafen in- und auswenig kennt, rennt man hier gefühlt erst mal ständig in die falsche Richtung.

Mit Warnweste und unseren Unterlagen bewaffnet kämpfen wir uns über einen Parkplatz voller Trucks, die mit laufendem Motor auf ihre Verschiffung warten – einer der Trucker nutzt die Wartezeit und brät ein Spiegelei auf seiner Ladefläche. Im Hafenterminal sind dann fünfzig Gestalten von dieser Sorte: Tshirt, Kappe, Bierbauch – und alle super nett. Sie helfen uns gerne, uns in diesem verwirrenden Terminal zurecht zu finden. Vielleicht liegt es daran, dass sie noch nie eine Frau gesehen haben – zumindest nicht in diesem Gebäude. Ich bin tatsächlich die einzige Frau – die Frauentoilette ist auch prompt abgeschlossen. Ich muss mir den Schlüssel geben lassen (natürlich von einem Mann) und als ich das Örtchen dann endlich aufsuchen kann, muss ich feststellen, dass es gänzlich unbenutzt ist. Natürlich.

Doch dann haben wir auch schon unsere Buchungsunterlagen, den Perso und den Fahrzeugschein am Schalter vorgelegt und sind wenige Minuten später mit einem Piepser wieder im Freien. Hm – das war ziemlich einfach. Wir marschieren zurück zum Auto und eh wir uns versehen, piepst das Ding auch schon. Ach Du Scheiße. Jetzt geht es los. Das ist jetzt aber schnell gegangen.

Obwohl wir diese Reise nun seit gut einem Jahr planen, uns selbstverständlich auf diesen Moment vorbereitet haben, kommt er nun doch völlig unerwartet. Christian schwingt sich in die Warnweste und dann gleich hinter das Steuer. In den eigentlich Hafen darf nämlich nur eine Person. Ich sehe ihn mit unserem Allaq davon fahren, ein mulmiges Gefühl.

Nun heißt es warten. Doch keine fünf Minuten später steht er schon wieder neben mir. Der Kontrolleur im Hafen hat nur ganz kurz und halbherzig ins Auto geschaut, dann den Schlüssel an sich genommen und das war’s. Na toll – und dafür haben wir jetzt den ganzen Kram ins Bett gestopft ? Wer will schon gerne eine Felge im Bett haben ? Aber egal, besser so als anders. Letztlich war es dann doch ziemlich unkompliziert – ein Kinderspiel. Wenigstens halten wir ein Dokument in den Händen, das einzige, das beweist, dass wir unseren Allaq abgegeben haben. Der Frachtbrief wird erst einige Tage später kommen….

Wir fahren davon, die Landungsbrücken ziehen am Fenster vorbei. Allaqs Reise beginnt bereits, wir müssen noch ein paar Tage warten, dann fliegen wir unserem Auto nach Halifax hinterher, und die grosse Reise beginnt…


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5 Kommentare

  1. Gute Fahrt Ihr Lieben,

    wir wünschen Euch tolle Momente, aufregende Erlebnisse, viele Spannende Ereignisse und jeden Abend ein lauschiges Plätzchen zum Übernachten. Bleibt gesund und kommt mit tollen Erfahrungen und Erinnerungen wieder zurück.

  2. So Ihr Lieben, nach langer Zeit mal wieder ein Beitrag in unserem Reiseblog. Für uns geht es demnächst mal wieder auf grosse Tour, dieses Mal nach Nordamerika. Wir werden berichten…

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