Anderstouren

Wonderland of Rocks

Seit mehreren Tagen sind wir nun im Grandstaircase Escalante National Monument unterwegs und je harscher die Bedingungen desto faszinierender sind die Felsgebilde, die wir dann finden. Wir fahren die Cottonwood-Canyon Road, eine Lehmpiste mit üblen Löchern und Auswaschungen hinunter und begeben uns dann auf eine Wanderung, die uns eine Felswand voller heimtückischem, losem Geröll hinauf jagt. Oben angekommen müssen wir über einen schmalen Grat balancieren und die Felsen hinauf klettern, bis wir endlich freien Blick auf den Yellow Rock haben. Der gelbe Koloss leuchtet uns entgegen. Sein Rücken wird von roten Tupfen und Adern durchzogen, die die Abendsonne mit ihren tiefen Schatten gut zur Geltung bringt.

Die Houserock-Valley Road und eine kleine Tiefsandpiste bringen uns zu den South Coyote Buttes. Für dieses Gebiet braucht man ein „permit“, das ich bereits einige Monate im Vorfeld von zu Hause aus erwerben musste. Dank der Zeitverschiebung durfte ich mich nachts um 1 Uhr mit hunderten anderer Interessen online um das permit streiten. Mit Erfolg. Denn nun laufen wir durch tiefen Sand auf diese ungewöhnliche, steinerne Stadt zu. Seine Türme leuchten in sattem Gelb im Abendlicht. Sie werden von roten und weißen Streifen geziert, sodass sie beinahe bunt wirken. Manche sehen aus, als wären sie zu großer Hitze ausgesetzt gewesen und in sich verschmolzen. Wir finden eine überdimensionale Schnecke, eine Eistüte und einen Kegel auf einem Sockel. Dann klettern wir den Sandstein hinauf, um in die Stadt einzutreten, die sich mit ihrem Bollwerk aus Türmen und Zinnen vor Eindringlingen zu schützen versucht. Wir können uns gar nicht satt sehen an all der Pracht, doch wir müssen leider weiter.

Denn heute wollen wir auch noch das White Poket, ein benachbartes Gebiet ansehen, zu dem wir dank einer noch kleineren und deutlich abenteuerlicheren Sandpiste gelangen. Sie wird richtig ungemütlich, hat sie doch einige hohe Felsstufen und schmale Kurven mit üblen Schräglagen für uns im Angebot. Doch am Ende stapfen wir noch einmal durch durch den Sand, um dann den Fuß in eine Welt zu setzen, die unwirklicher nicht sein könnte. Der weiße Fels ist wabenförmig aufgefechert, sodass man das Gefühl hat auf riesigen Fußbällen zu laufen. Über diesem ungewöhnlichen Bodenbelag trohnen mächtige Türme, durch die sich Einschnitte und Rutschen aus tiefem Gelb ziehen. An ihrer Flanke finden sich übermütige Wirbel in Gelb und manchmal wirkt der Fels, als habe man ihn durch den Mixer gedreht. Es ist eine irre Landschaft, die in ihrem wunderbaren Chaos der Farben und Formen eine nahezu magische Faszination ausübt.

Wir springen von Fels zu Fels und knipsen, bis die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Stein verschwunden sind. Dann schlagen wir unser Lager mit Blick auf das White Poket auf und ich kredenze uns zur Feier des Tages Sauerkraut, Kartoffelpüree und Rippchen vom Grill. Die Nacht zieht eilig herauf und mit ihr ein prächtiger Vollmond, sodass wir in seinem Licht essen können. Dabei wandert unser Blick immer wieder zu den weißen Bergen hinüber, die so verheißungsvoll leuchten, dass wir am Ende doch wieder in die Wanderschuhe springen und noch einmal ins White Poket laufen. Kurz darauf stehen wir in einer Traumwelt aus Stein. Die weißen Felsen glänzen silbern im Mondlicht. Alles wirkt bizarr und noch unwirklicher als zuvor. Wir unternehmen einen Spaziergang auf dem Mond, stehen atemlos in absoluter Stille und versuchen die Wunderwelt um uns herum zu begreifen. Vergeblich. Keine Frage – wir sind nicht mehr auf dem Planeten Erde, oder haben es mit einer Magie zu tun, die wir nicht verstehen. Wie sollten wir das hier dann erfassen können?


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