Anderstouren

Willkommen im Wilden Westen

Ach, ist das herrlich mit unserem Allaq unterwegs zu sein. Alles hat seinen Platz, wir haben unsere Dusche und unser Bett zurück. Und obwohl wir jetzt tausende von Kilometern gefahren sind und inzwischen drei oder vier Zeitzonen durchquert haben -man verliert da etwas den Überblick- können wir es immer noch nicht ganz fassen. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich auf das Handy schauen und nachsehen will, ob Toyota angerufen hat. So ganz haben wir dieses Kapitel also noch nicht hinter uns gelassen. Außerdem sind wir in den letzten 6 Tagen wirklich viel gefahren. Aber es gab auch nicht viel zu sehen. Man kann es nicht anders sagen: Die „Mitte“ der USA ist furchtbar langweilig und auf faszinierende Weise erschreckend. Wir schaffen es tatsächlich 2000 Kilometer lang an einem nicht endenden Maisfeld entlang zu fahren. Früher zogen hier die Büffelherden über grasbestandene Hügel, so weit das Auge reichte. Doch das Land wurde trocken gelegt, um besagte Maisfelder anlegen zu können und nun steht der Mais vertrocknet und staubig in der sengenden Hitze; hat alles verdrängt, was diesen Landstrich einmal ausgemacht hat.

Kein Wunder, dass wir vollkommen aus dem Häuschen geraten, als sich völlig unvermittelt vor uns der erste Ausblick seit zwei Tagen auftut: Der Missouri River. Wie ein breites, blaues Band durchbricht er die Eintönigkeit der ewigen Maisfelder. Und siehe da: Danach ist alles anders. Wir haben South Dakota erreicht und westlich des Missouris bedeckt wieder das Grasland die Weiten. Wir geraten beim Anblick des gelben, trockenen Grases prompt in Verzückung. Erstes ist es kein Mais und zweites wurde hier „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht 🙂

Danach dauert es gar nicht mehr allzu lange, dann haben wir den Badlands Nationalpark erreicht, der uns mit seiner Schönheit vollkommen überrascht und überwältigt. Der farbige Lehm wurde von Regen, Wind und Wetter in bizarre Formen gebracht. Von den Aussichtspunkten blicken wir in tiefe Canyons und zerklüftete Schluchten hinab. Dann tun sich Burgen auf, die sich mit Zinnen und Türmen schmücken, oder ein ganzen Labyrinth aus Lehmsäulen, spitzen Gipfeln und Tälern. Dabei wird der Lehm attraktiv mit roten Streifen durchzogen, oder zieht sich einen gelben Mantel mit großen roten Punkten an. Das Ganze ist so schön, dass wir gar nicht wissen, wo wir zuerst filmen und fotographieren sollen. Die Sonne sinkt leider viel zu rasch und versinkt schließlich glutrot hinter dem unwirklichen Gebirge aus Lehm.

Wir müssen nun zu unserem Campground fahren, wenn wir vor der Dunkelheit noch dort eintreffen wollen. Doch als wir die Rim Road entlang fahren und dabei eine lange Staubwolke hinter uns her ziehen, entdecken wir einige mächtige Büffel zur Rechten. Ich halte fasziniert den Atem an. Es gibt sie also doch noch: Die Büffelherden. Und als einer von ihnen den wuchtigen Kopf hebt und mit seinen kleinen Augen zu uns hinüber schaut, da weiß ich: Wir sind endlich im Wilden Westen angekommen!


Entdecke mehr von Anderstouren

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.