Die Rückreise beginnt und eigentlich führt sie vor allem gen Osten. Doch wir nennen es lieber „die Südroute“, denn es geht noch einmal in die Wärme und in für uns vollkommen unbekannte Gefilde. Ein letztes Abenteuer also.
Wir beginnen unsere Südroute im Norden New Mexicos mit einem Besuch der Bisti Badlands. Diese Wilderness Area steht schon lange auf unserer Liste, nur haben wir es nie in diese entlegene Ecke geschafft. Doch wer bizarre Fels- und Lehmformationen mag, der wird dieses Gebiet lieben. Noch nie haben wir eine so große Dichte von Hoodoos vorgefunden wie in den Bistis. Da gibt es welche, die einen schweren, brauen Felsklotz als Kopf tragen und wieder andere haben braune Bauchbinden um die Hüften. Die nächsten sind strahlend weiß und zerlaufen wie weiße Geister.
Die gesamte Gegend wirkt unwirklich, als wären wir die grünen Männchen auf einem anderen Planeten gelandet. Da wundert es auch nicht mehr, wenn man über „Cragged Eggs“ – überdimensionale Eier aus Stein stolpert, die Wind und Wetter zerbrochen und gemustert haben. Den ganzen Nachmittag laufen wir in diesem Gebiet umher, filmen und fotographieren, bis die Nacht hereinbricht und wir nur dank des Vollmonds den Weg zurück wiederfinden.
Ansonsten gibt es von New Mexico nicht viel zu berichten. Hier gibt es vor allem trockene Wüste und sehr viel Nichts. Da kann man sich schon vorstellen, dass die Aliens munter ein UFO landen können – auch ohne von lauter frenetischen UFO-Freunden gefeiert zu werden – oder es wird mal eben eine Atombombe getestet…
Im äußersten Süden, also kurz vor Passieren der Grenze zu Texas liegt zur Ehrenrettung New Mexicos der einzigste Nationalpark dieses vergessenen Staates: Die Carlsbad Caverns. Als großer Fan der Wiehler Tropfsteinhöhle und der Atta-Höhle müssen mich diese Höhlen erstmal überzeugen. Doch es ist wie immer: Man muss neidlos anerkennen, dass die USA einfach die größten und schönsten Naturwunder der ganzen Welt abgegriffen hat und zwar in nahezu allen Disziplinen. So gibt es natürlich auch die größte, begehbare Höhle der Welt und wir werden regelrecht erschlagen von unfassbaren Stalagtiten- und miten.
Wir laufen staunend und stundenlang durch riesige Hallen voller Kunstwerke einzelner kleiner Tropfen. Ganze Räume sind gefüllt mit Deckenhohen Säulen, Türmchen und Zinnen, fast menschlichen Figuren und unzähligen Zapfen, die glänzend auf uns herabhängen. Unvorstellbar. Das Ganze wird effektvoll beleuchtet und in Szene gesetzt. Doch viel eindrücklicher ist die Erfahrung als unser Guide für einige Minuten das Licht ausschaltet und wir in der vollkommensten Dunkelheit sitzen, die wir je erlebt haben. Wir sehen im wahrsten Sinne die Hand vor Augen nicht und das einzige, was zu hören ist, ist das aufgeregte Atmen unser Mitstreiter und ein paar Tropfen, die die Statue der Königin vor uns weiter anwachsen lassen.
Nicht zu glauben, dass der 16-jährige Jim White 1898 nur mit einer miesen, selbstgebastelten Petroleumlampe und an einem Strick in diese Höhlen hinabgeklettert ist, um sie zu erkunden. Was wäre denn gewesen, wenn er die Lampe verloren hätte, oder sie ausgegangen wäre? Er hätte aus diesem Labyrinth wohl nie mehr herausgefunden und der Welt nicht von diesen Wundern erzählen können…
Entdecke mehr von Anderstouren
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Die Bisti Badlands in New Mexico klingen wirklich faszinierend! Die Beschreibung der bizarren Fels- und Lehmformationen weckt definitiv meine Abenteuerlust. Es ist immer spannend, neue und unbekannte Gefilde zu erkunden, und diese Südroute scheint dafür perfekt zu sein. Danke für den inspirierenden Artikel, ich werde definitiv darüber nachdenken, diese Gegend ebenfalls zu besuchen!