Anderstouren

Kleine, grüne Männchen

Am 02. Juli 1947 gehen Betty und Barney mit ihrem Hund spazieren, als plötzlich ein heller Lichtpunkt am Himmel auftaucht. Das Licht wird zu einem großen Objekt, das rasch näher kommt, glühend den südöstlichen Himmel erhellt und sich dann genau so schnell gen Nordwesten fortbewegt. Die beiden starren wie gebannt auf die seltsame Erscheinung und können sich nicht erklären, was sie da gerade gesehen haben. Also behalten sie ihre Beobachtung zunächst für sich. Doch als der Rancher William Brazel am 07. Juli 1947 Trümmer „einer fliegenden Untertasse“ auf seiner Ranch findet, melden sich die beiden als Augenzeugen. Am 08. July gibt die Army auch tatsächlich bekannt, dass die Trümmer eines unbekannten Flugobjektes sichergestellt worden seien. Doch bereits am nächsten Tag wird diese Aussage widerrufen. Es handele sich lediglich um einen abgestürzten Wetterballon. Doch das Gerücht bleibt.

Seither wird der Mythos des UFO-Zwischenfalls in Roswell immer wieder aufgewärmt. 1980 – also 33 Jahre später erscheint ein Buch über die Vorfälle, das aus Zeugenaussagen besteht und somit aus Erinnerungen an Ereignisse, die über 30 Jahre zurückliegen. Kein Wunder, dass nun auf einmal von mindestens einem toten Alien die Rede ist, dessen Körper von der Regierung unter Verschluss gehalten werde. 1992 (nun mehr 45 Jahre später) werden die Berichte der Augenzeugen noch erweitert. Nun gibt es plötzlich zwei UFOs – eines, das in der Luft explodiert ist und ein fast intaktes UFO mit mehreren toten Aliens… Der Bestatter des Ortes, eine Krankenschwester, frühere Angehörige der Army und die Freunde längst verstorbener Augenzeugen melden sich zu Wort, wollen die Ereignisse beobachtet, selbst miterlebt, oder auf dem Totenbett berichtet bekommen haben. Die Regierung habe ihnen aber gedroht, sie zum Stillschweigen gezwungen. Wollen diese Leute nur ihre Rente ein wenig aufbessern, oder ist wirklich da etwa dran?

Wahr, oder nicht; frei erfunden oder munter konfabuliert – Fakt ist, dass der „Alien-Zwischenfall“ in Roswell bis heute sehr lebendig ist und auch gehalten wird. In der gesamten Stadt sehen wir grüne Männchen in sämtlichen Variationen. Die einen betreiben die „Galaxy Waschanlage“, der nächste Alien bittet die Gäste ins Hotel und sein Kollege wirbt mit großen Glupschaugen und einem feigsten Lächeln im grünen Gesicht für das mexikanische Restaurant an der Ecke. Natürlich gibt es auch jede Menge Souvenir- und Alienläden mit allerlei quitschgrünem Quitsch.

Wenn man so durch New Mexico fährt, dann gewinnt man rasch den Eindruck, dass viele Orte verlassen und verkommen wirken. Tankstellen sind aufgegeben, ihr Dach hängt bereits schief auf den alten Zapfsäulen. Die Scheiben eines alten Waschsalons sind eingeworfen, Häuser verlassen, Türen und Fenster vernagelt. Ganz anders in Roswell. Denn das Geschäft mit den Aliens boomt und macht aus dem kleinen Nest etwas Besonderes. Denn Roswell – als erste Stadt, in der es eine Alien-Sichtung gegeben hat, ist ein wahres Mekka für „Alien-Gläubige“. Werbetafeln verkünden, dass das „Mutterschiff gelandet ist“, andere postulieren Slogans wie „Want to believe“ oder „We are not alone“, um andere Alienanhänger zu gewinnen. Dass es solche gibt, ist vor dem UFO-Museum und der Alien-Forschungsstation (!) des Ortes nicht zu übersehen. Dort steht eine ganze Gruppe recht spezieller Leute in grellen Alien Tshirts, die sich mit einem glückseligen Strahlen in den Armen liegen. Offenbar sind sie hier in Roswell auf Gleichgesinnte gestoßen.

Also macht es durchaus Sinn, den Ruf am Leben zu erhalten, dass Aliens hier mit Vorliebe landen. Und auch wenn Betty und Barney in ihrem Augenzeugenbericht beschreiben, wie schrecklich dieses Ereignis damals gewesen ist, so hoffen in Roswell sicher einige, dass sie bald wieder Besuch aus dem Weltall bekommen. Nicht umsonst sind die Straßenlaternen überdimensionale Wasserköpfe mit großen, schwarzen Augen und die Büsche im Park in Untertassenform geschnitten. Die fremden Besucher sollen sich gleich zu Hause fühlen. Und so hat Roswell auch einen eigenen Ladeplatz für UFOs und eine „Invasions-Station“ – einen Anlaufpunkt für gerade frisch angekommene Außerirdische…


Entdecke mehr von Anderstouren

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.