Anderstouren

Corona – AUSgeträumt

Corana - Ausgeträumt

Seit Dezember wartet unser Allaq in einer Garage in Perth auf uns und wir freuen uns bereits darauf, noch einmal nach Australien zurückzukehren, bevor im Mai die Verschiffung des Autos endgültig ansteht. Wie ihr alle wisst, breitet sich dann nur leider eine Pandemie über den Erdball aus und das bedeutet auch für uns leider das AUS:

Dezember 19: Erster Corona-Fall in Wuhan, China
11.01.2020: Erster Todesfall in China
25.01.2020: Das Virus erreicht Europa / Erster Coronafall in Australien
03.02.2020: Australien verhängt ein Einreiseverbot für Reisende aus China
01.03.2020: Erster Todesfall in Australien
11.03.2020: Die WHO erklärt den Ausbruch des Covid-19 Virus zu einer weltweiten Pandemie
15.03.2020: Die Australische Regierung verhängt für alle Einreisenden eine 14-tägige „Selbstquarantäne“ (die Strafe bei einem Verstoß beträgt 50.000 AUD)
20.03.2020: Premiermister Morrison schließt die Australischen Grenzen endgültig für sämtliche Auslandsreisende
22.03.2020: Restaurant, Bars und Hotels werden auch in Australien geschlossen
24.03.2020: Sämtliche Reisen ins Northern Territory / ins Outback werden verboten, Permits für die Territorien der Aborigines werden widerrufen (auch wir bekommen eine solche Email).
26.03.2020: Die Nationalparks werden geschlossen
29.03.2020: Sozialer Kontakt wird auf zwei Personen beschränkt, Personen über 50 oder mit chronischen Erkrankungen sollen in Selbstisolation bleiben
2.-5. April: Die inneraustralischen Staaten schließen ihre Grenzen und verbieten das Reisen innerhalb Australiens. Jeder Bürger darf sich nur innerhalb seiner Stadtgrenzen bewegen.
15. April: Ein Mann wird inhaftiert, weil er die Selbstquarantänebestimmungen gebrochen hat.
27. April: 6711 Erkrankte / 83 Todesfälle

Natürlich verfolgen wir die Entwicklung in Australien mit angehaltenem Atem. Immerhin wollen wir im April nach Perth zurück. Im Februar machen wir uns noch keine allzu großen Gedanken und ich schreibe munter Emails mit DJ von City Toyota Perth, um unser Auto dort, wie abgesprochen, reparieren zu lassen und für den Einsatz auf der Canning Stock Route im April fit zu machen. Ich schreibe ihm noch, dass wir es nicht eilig haben und wir einigen uns darauf, dass das Auto am 02. März aus der Garage geholt und zur Reparatur gebracht wird. Während unser Auto in den folgenden zwei Wochen auf der Hebebühne steht, nimmt die Pandemie ihren Lauf. Auf einmal ist ein Ersatzteil aus Sydney nicht mehr lieferbar, weil der Versand über die Landesgrenzen hinaus nur noch eingeschränkt funktioniert. Gleichzeitig hören wir von verschiedenen Seiten, dass immer mehr Restriktionen in Kraft treten und Firmen in Australien ihren Betrieb einstellen. Auch die Toyota Werkstatt soll geschlossen werden. Tagelang hören wir nichts mehr von DJ.

Spätestens am 20. März ist uns dann klar, dass es keine Einreise nach Australien mehr geben wird und dass es nun nicht mehr darum geht, wie wir unsere Reise, sondern nur noch die Rückverschiffung organisieren. Wir nehmen unmittelbar Kontakt zu Ryan Faulkner, unserem Agenten von Cargo Movers auf. Auch er klingt besorgt und rät zu einer zügigen Verschiffung. Aber wie? Im Moment steht unser Auto immer noch in der Werkstatt. Wie bekommen wir es dort wieder raus und zu Cargo Movers transportiert? Am 23. März haben wir dann endlich wieder Kontakt zu DJ von Toyota und wir sind erleichtert zu hören, dass die Reparatur nun abgeschlossen ist und unser Auto in den nächsten Tagen direkt zu unserem Agenten gebracht wird. Puh…

Zeitgleich kontaktiere ich Wallenius Wihelmsen und buche uns ein Schiff für den Rücktransport. Wir reservieren gleich auf der Oberon, das nächste Schiff, das Fremantle verlassen wird. Unser Agent befürchtet, dass der Hafenbetrieb bald gänzlich eingestellt wird und dass wir deswegen rasch reagieren müssen. Die Buchungsbestätigung ist gerade ausgestellt und alles unter Dach und Fach, da bekommen wir die Nachricht, dass die Oberon nicht nach Europa fahren wird. Wallenius hat seine Flotte auf wenige Schiffe reduziert, da der Import / Export weltweit komplett zusammengebrochen ist. Viele Betriebe haben ihre Produktion eingestellt und es gibt nicht genug Waren, die transportiert werden wollen. Da ist also genug Platz auf dem Schiff, nur kein Schiff mehr, das unser Auto noch nach Europa bringen will. Für einen bangen Moment fürchten wir, dass wir unseren „Allaq“ in der aktuellen Lage einfach gar nicht mehr zurück bekommen. Doch dann ändert die Tonsberg ihren Kurs und sie ist damit das einzige (und das letzte?) Schiff, das Australien in Richtung Europa verlässt.

Mit einer neuen Buchungsbestätigung in der Tasche heißt es jetzt abwarten. Am 19. April soll das Schiff in Fremantle auslaufen, doch bis dahin kann noch viel passieren. Ungeduldig warten wir, während die Tage verstreichen.

Anfang April: Ein Telefonat mit Ryan bringt eine neue Sorge mit sich: Die Australische Regierung denkt darüber nach, die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung weiter einzuschränken. Dann wird es unserem Agenten nicht mehr möglich sein, unser Auto überhaupt zum Hafen zu bringen. Das darf doch gar nicht wahr sein! Irgendwie zieht sich die Schlinge immer weiter zu und wir können nichts tun, außer zu hoffen. Zu allem Überfluss hören wir dann eine ganze Weile nichts mehr von Ryan. Hat ihn etwa auch das Virus erwischt?

12. April. Endlich ein Lebenszeichen von Ryan Faulkner. Unser „Allaq“ ist inzwischen sicher in seiner Garage angekommen und er gibt sich alle Mühe, das Auto für den Rücktransport vorzubereiten. Eigentlich hatte man uns gesagt, dass wir bei der Rückverschiffung nicht allzu viel beachten müssen. Während wir auf dem Hinweg in tagelanger Kleinarbeit jedes Stäubchen entfernt hatten, kann man nach Deutschland auch ein Känguru einführen, dem man in der Kabine genug Futter und Wasser zur Verfügung stellt ;-)) Doch ganz so einfach ist der Rücktransport dann doch nicht:

  • Komplette Reinigung, Entfernen des „bull dusts“ aus den Radkappen
  • Alle Gaskartuschen entfernen (nichts entzündliches…)
  • Benzin- und Wasserkanister müssen leer sein
  • keine Einfuhr von Medikamenten
  • keine Einfuhr von Lebensmitteldosen / Wasserflaschen
  • sämtliche Flaschen mit Flüssigkeiten (u.a. WD40) entfernen
  • alles muss sicher und fest verzurrt verstaut sein
  • kleine, weiße Beutelchen (in denen sich das Desinfektions- und Trockenpulver für unsere Toilette befindet) können zu Missverständnissen beim Zoll führen. Besser wegwerfen ;))
  • bitte auch keine Waffen und Munition
  • keine elektronischen Geräte (Laptops, Kameras), keine Lithiumbatterien

14. April. Unser Auto ist soweit vorbereitet und Morgen soll es endlich zum Hafen gebracht werden. Dann eine schockierende Email von Ryan: Die Autobatterie ist kaputt und das Auto springt einfach nicht mehr an. Er hat die Batterie über Nacht geladen, trotzdem ist sie „just dead“. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, die Batterie zu überbrücken und das Auto auf diese Weise zum Hafen zu bringen, wird es dort nicht mehr anspringen und ein solches Fahrzeug wird dann einfach nicht transportiert. Was tun? Die Läden sind größtenteils geschlossen und er kann nicht einfach eine neue Batterie besorgen, oder in eine Werkstatt fahren. Hals über Kopf kontaktiert Ryan daraufhin einen Freund, der glücklicherweise einen Batterieladen betreibt und uns aushilft.

Allaq im Hafenterminal – endlich !

15. April. Gleich um 9 Uhr morgens wird „Allaq“ zum Hafen gebracht. Dank an Ryan: Er hat sich wirklich selbst übertroffen. Was hätten wir denn ohne seine Hilfe gemacht? Wir wären schließlich nicht das erste Paar, das gerade ein Auto ans andere Ende der Welt verschifft hat und jetzt weder hinterher fliegen, noch das Auto irgendwie zurück schiffen kann….

Gründliche Durchsuchung…

Der Zoll arbeitet gründlich, wie immer. Es gibt einen zehnseitigen Inspektionsbericht, der die Durchsuchung unseres Autos mit Fotos dokumentiert. Letztlich ist aber alles in Ordnung und unser Auto wartet nun auf die Verladung…

Über die App von MarineTraffic verfolgen wir den Start

22. April. Eine Woche später um 23:35 Uhr Ortszeit verlässt die Tonsberg Fremantle und unser Auto damit den Australischen Kontinent. Wir verfolgen den Start am Computer zu Hause mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich sind wir wahnsinnig froh, dass die Verschiffung auf den letzten Drücker noch geklappt hat und wir sind dankbar, dass wir unsere Reise im Jahr vor der Pandemie noch machen konnten. Gleichzeitig sehen wir voller Wehmut mit an, wie die Tonsberg an der Westaustralischen Küste entlang zieht, an der wir vor fünf Monaten selbst noch unterwegs waren. Aber wer hätte schon gedacht, dass sich unsere Welt in wenigen Wochen so rasant verändern könnte? Anstatt die Canning Stock Route zu meistern, gehen wir nun im Burgwald vor unserer Haustür wandern…

Am 02. Juli soll die Tonsberg angeblich in Bremerhaven ankommen. Doch Wallenius hat uns schon gesagt, dass der gesamte Fahrplan zur Zeit im Fluss ist. Nichts ist gewiss. Es kann also gut sein, dass das Schiff wochenlang in irgendwelchen Häfen liegt und einfach nicht gelöscht werden kann. Deswegen drückt uns die Daumen, dass unser Allaq irgendwann nach Hause kommt…

2 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben
    dann drücke ich euch mal die Daumen, dass dieses Abenteuer ein gutes Ende findet und ihr euer tolles Auto wohlbehalten zurück
    bekommt. LG Petra

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