Mittwoch, 13.02, 10 Uhr. Unser Taxi biegt in ein Industriegebiet des Stadtteils Canningvale ein. Unsere Indische Taxifahrerin fragt sich bestimmt, was wir bei dieser Addresse wollen. Schnorcheln, den Tierpark besuchen, oder nach Rottnest Island übersetzen, werden wir hier ganz offensichtlich nicht, wie die übrigen Touristen, die sie sonst durch die Gegend fährt. Deswegen schaut sie genauso neugierig aus dem Fenster wie wir, als wir bei der Lagerhalle von Cargo Movers vorfahren. Sicher begreift sie überhaupt nicht, warum ihre beiden Fahrgäste wie auf Knopfdruck anfangen zu grinsen und schier aus dem Häuschen sind. Kopfschüttelnd nimmt sie das Geld und während sie vom Hof fährt, sieht sie sicher noch aus dem Augenwinkel, wie die beiden auf ein Auto zu stürmen und überglücklich die Motorhaube tätscheln. Die spinnen, die Deutschen!
Oh, ein seltsames Gefühl.. Hier sind überall Geisterfahrer.. Die ersten Meter im Linksverkehr fahren wir wie auf rohen Eiern. Aber Christian gewöhnt sich schnell daran und nach fünf Minuten sitzen wir deutlich entspannter in den Sitzen. Cool. Nun fahren wir und zwar mit unserem eigenen Auto auf Australischen Straßen. Davon haben wir lange geträumt! Vor allem nach all den Schwierigkeit hätten wir nie geglaubt, dass wir das Auto so bald bekommen. Unser Agent hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Ich mache ein sehr altes Versprechen wahr und hänge mich zur Verwunderung einiger Bauarbeiter aus dem Fenster und schreie!
Die nächsten beiden Tage verbringen wir damit, uns eine Basis zu schaffen. Ich kaufe vom Tasmanischen Salz, über das Himbeer-Vanille Duschgel, Ginger-Bier bishin zu Kängurufilet und Putzlappen alles ein, was wir die nächsten Wochen so brauchen werden. Aus den Lautsprechern der Supermärkte dröhnt überwiegend Musik, die bei uns vor 30 Jahren gespielt wurde. Zu „Wind of Change“ und „I’m too sexy“ schlendere ich durch die Gänge und begutachte die Produkte, die mit Vorliebe in Großpackungen für eine zehnköpfige Großfamilie verkauft werden. Doch es nützt ja nichts. Am Ende des Einkaufs haben wir Klopapier für den Rest unseres Lebens und eine Zahnpastatube, mit der man jemanden erschlagen kann. Beim Betreten des Coles fallen zudem die Türsteher auf, die den Kunden jedoch nicht grimmig beäugen, sondern vor allem dazu da sind, einen willkommen zu heißen und ein herzliches „have a good one“ mit auf den Weg zu geben. Wahrscheinlich sind sie deswegen auch nicht muskelbepackt und kahlköpfig, sondern allesamt weiblich, jung und blond.
Überhaupt sind die Aussies wahnsinnig freundlich. Überall bekommt man ein Lächeln und wir werden immer wieder in einen netten Smalltalk verwickelt, wo wir denn herkommen und wie lange wir bleiben. Das beeindruckendste Erlebnis ist allerdings der Besuch des Baumarktes, was normalerweise nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Als wir eine Filiale der einzigen Baumarktkette Australiens betreten, stelle ich mich innerlich bereits auf genervte, unwissende und meistens spurlose Mitarbeiter ein. So kann ich es kaum fassen, als sich die Angestellten des Bunnings beinahe überschlagen, um uns behilflich zu sein und regelrecht aus den Gängen auf uns zu stürmen. Ich bin so sprachlos, dass ich glatt vergesse, was wir eigentlich kaufen wollten. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie uns einen Kaffee und eine Fußmassage angeboten hätten.
Außerdem machen wir die Outdoor- und Offroad Läden unsicher und kaufen nach Herzenslust alles ein, was wir sonst nur aus Katalogen kennen. Australien ist für Offroadbegeisterte ein Paradies und wir fühlen uns zuweilen wie auf einer 4×4- und Campingmesse. Auf den Straßen fahren regelmäßig aufgemotzte Pickups an uns vorbei. Snorchel, Bullbar, große Reifen, Winde und Funkantenne sind absoluter Standard. Wir ergänzen unsere Ausrüstung um ein Reifen-Reparaturset, einen guten Ratschenkasten, eine Sandflagge, ein zweites Ersatzrad, ein Australisches Superkonzentrat zur Abtötung von allem (für die Scheibenreinigung) und ein Gerät, das Ultraschalltöne von sich gibt, um während der Fahrt Kängurus fernzuhalten (die Bullbar für Arme).
Außerdem besorgen wir unser Campinggas, aber auch Bushman-Deet in rauen Mengen, Mückenkerzen, Trekkingnahrung und was man sonst im Outback so braucht. Dabei muss man bei allen Aktivitäten „Stierzeiten“ einplanen. Das ist die Zeit, die man braucht, um einfach nur da zu sitzen und vor sich hin zu stieren. Die Hitze erlegt einem diese Zwangspausen einfach auf. Langsam begreife ich, warum sich Koalas in diesem Land zu Hause fühlen. Bei 33 Grad im Schatten möchte ich auch einfach nur in einem Baum hängen und nicht viel mehr tun, als unverdauliches Zeug im Magen hin und herdrehen. Trotzdem haben wir irgendwann unsere Einkaufslisten abgearbeitet und sind nun bereit für unsere Tour.
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Wie toll, dass doch noch alles reibungslos geklappt hat!! Have a good time, have the time of your life!!