„Bleibe gelassen mein Herz. Einst wird kommen der Tag!“ sagte bereits der alte, griechische Dichter Homer. Der Gute hat leicht reden. Der hatte sein Auto ja auch nicht auf eine Odyssee um die halbe Welt geschickt.
Am 27. November bringen wir unseren Allaq nach Bremerhaven, damit er dort am 09. Dezember auf die Titania verladen wird. „Muss ich mir Sorgen machen, weil das Schiff TITANIA heißt?“ frage ich Christian noch, doch wir tun es als dummen Zufall ab. Zunächst läuft auch alles ganz nach Plan. Die Titania schippert brav über Belgien, Portugal nach Südafrika, um Anfang Januar den Indischen Ozean zu überqueren. Doch bereits in Durban, Südafrika scheint es Probleme zu geben. Die Titania bleibt dort viel zu lange vor Anker, den eigentlichen Ankunftstermin in Australien am 09. Januar kann sie nicht mehr schaffen.
Gut, wir haben kein Problem mit ein paar Tagen Verspätung und arrangieren uns auch damit, als die offizielle Ansage kommt, dass das Schiff Perth, Westaustralien nun am 20. Januar erreichen wird. Auch die Korrektur auf den 25. Januar ist noch in Ordnung. Allerdings verliert sich in Durban auch jede Spur des Schiffes. Wochenlang gibt das Tracking über Marine Traffic nicht mehr heraus, als die Position der Titania vor Durban. Das kann doch nicht sein. Irgendetwas stimmt da doch nicht..
Als es endlich stramm auf den langersehnten Ankunftstag in Perth zugeht, bekommen wir ein hoch offizielles Schreiben der Reederei und ich muss mich erstmal setzen. Unser Auto ist nicht auf dem Weg nach Australien, sondern nach Singapur. Singapur?? Das Schreiben verrät, dass sich böse Käfer auf die Titania geschmuggelt haben und das gesamte Schiff deswegen in Quarantäne geht. Es wird nach Singapur umgeleitet, um dort komplett entladen, gereinigt, dem tropischen Klima ausgesetzt und noch einmal vergast zu werden. Nicht zu fassen und ich weiß wirklich nicht, ob mir die Vorstellung gefällt, dass mein Auto nun in Singapur „dem tropischen Klima ausgesetzt wird“.
Aber, oh Wunder, nun kann man die Reise der Titania auch wieder über Marine Traffic verfolgen und das Schiff steuert wirklich auf Singapur zu. Immerhin erreicht es den Hafen wie geplant am 27. Januar. Hm. Aber wie lange wird es dort wieder vor Anker liegen? Wie lange dauert die ganze Prozedur? Langsam wird es nämlich knapp, denn wir fliegen immerhin in zwei Wochen und die Abwicklung im Hafen von Perth braucht ja auch noch seine Zeit. Also, es nützt nichts. Ich buche uns erst einmal eine Ferienwohnung und einen Mietwagen (!!).
Eine Woche lang beobachten, nein bewachen wir den kleinen grünen Punkt, die Titania im Hafen von Singapur. Doch es tut sich nichts, absolut nichts. Dann, am 04. Februar, 18:37 Uhr Ortszeit setzt sie sich wieder in Bewegung. Wir jubeln! Nun geht es weiter, nun geht es endlich nach Perth, Ankunftstag, 11. Februar.
Doch im nächsten Moment bereits die Ernüchterung: Das Schiff fährt nicht nach Perth. Die Reederei scheint den Fahrplan geändert zu haben und hat die Titania jetzt nach Brisbane umgeleitet, was genau am entgegen gesetzten Zipfel Australiens liegt. Wir können es nicht glauben. Damit erreicht unser Auto Perth nicht vor dem 23. Februar und ist damit beinahe drei Monate unterwegs. Ich buche gleich noch einen Mietwagen und noch ein Ferienhaus und jetzt heißt es warten. Wer weiß, ob die Titania auf ihrer Odyssee nicht noch länger umher irrt und am Ende noch einen Eisberg findet…
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