Anderstouren

Roter Sand, Rippchen und Sauerkraut

Das ist sie also, die berühmte French Line. Sie wurde einst von dem französischen Ölkonzern Total auf der Suche nach dem begehrten Rohstoff geschaffen und quert die berüchtigte Simpson Desert in Ost-West Richtung. Da die Dünen dieser Wüste aber von Nord nach Süd verlaufen, müssen ihre Kämme ständig überwunden werden, was für die meisten der Besucher den Reiz ihrer Querung ausmacht. Ich möchte hinzufügen, dass die Landschaft ebenfalls sehr sehenswert ist. Bevor ich hierher kam, habe ich mir die Simpson Desert immer als öde Wüste, in der sich eine helle Sanddüne an die nächste reiht, vorgestellt. So ist sie aber ganz und gar nicht. Wir fahren über leuchtend roten Sand, der von grünen Büscheln bewachsen wird und sich vor einem strahlend blauen Himmel erhebt. Ein grandioses Farbspiel, wie ich finde.

Als wir Dalhousie Springs in östliche Richtung verlassen, ist von den Dünen aber weit und breit noch nichts zu sehen. Dafür stellen sich uns alle 10cm Mini-Dünen in Form einer hässlichen Waschbrettpiste in den Weg. Das Wellblech ist steinhart. Eine höhere Geschwindigkeit, mit der wir die Wellen abreiten könnten, können wir leider nicht an den Tag legen, da unsere Sandflagge nur 40km/h verträgt. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns 60 Kilometer lang gnadenlos durchschütteln zu lassen, eine Tortur für Mensch und Material. Dann wird die Piste sandiger, bildet längere Sandwellen, die Fahrwerk und Federung ganz schön arbeiten lassen.

Weder das Wellblech noch die Sandpassagen sind ein größeres Problem für uns. Sie sind vor allem ungemütlich. Mit zwei Dingen haben wir allerdings überhaupt nicht gerechnet: Zum einen hält sich die Temperatur die ganze Zeit bei kühlen 27 Grad, sodass wir beinahe frieren, lange Hose und Pullover tragen. Zum anderen stehen Teile des Tracks komplett unter Wasser. Was ist denn hier los? Zur Erinnerung: Die Simpson Desert ist eine der heißesten und trockensten Wüsten der Welt! Trevor hat zugeschlagen und auch wir bekommen nun die Nachwehen des Zyklons zu spüren. Die Überschwemmung zwingt uns immer wieder dazu, abenteuerliche Umfahrungen zu nehmen, auf denen wir dennoch komplett mit Schlamm überzogen werden und die Dreckbrocken bis zum Alkoven fliegen.

Die Nachwirkungen des Zyklons: Wasser in der Simpson Desert!

Die Schlammschlacht endet, als die ersten Dünen beginnen und der Track sandiger wird. Bald darauf haben wir auch das östliche Ende des Witjira Nationalparks erreicht. Hier halten wir am Purni Bore, wo die artesanen Quellen zu Tage treten und eine üppige Vegetation in der Wüste geschaffen haben. Natürlich kommen auch die Tiere hierher, um zu trinken und wir sehen prompt noch einen Dingo, der eilig davon läuft, als auch er uns entdeckt. An seiner Statt fressen hunderte von Fliegen unseren Hot Dog, den wir uns wie immer zum Mittagessen auf dem Toaster grillen. Sie sind an den Quellen noch zahlreicher als sonst und so räumen wir schließlich wie der Dingo das Feld. Die Fliegen sind die wahren Herrscher der Wüste.

Dingo am Purni Bore

Von nun an beginnt die Berg- und Talfahrt über die roten Dünen. Zunächst sind sie jedoch alle eher niedrig und ohne größere Schwierigkeiten zu befahren. Die Fahrspur ist fest gefahren, Schräglagen und Sandpassagen sind gut zu meistern. Das ändert sich jedoch schlagartig, als wir den Abzweig auf die Rig Road passiert haben und mir ist sofort klar, warum Fahrzeugen mit Trailern empfohlen wird, hier besser abzubiegen und nicht weiter auf der French Line zu fahren. Der Schwierigkeitsgrad steigt nun sprunghaft an, die Dünen sind deutlich höher, die Kämme steiler. Wir rasen die Düne auf der einen Seite hinauf, um dann kurz im Nichts zu schweben, bevor wir uns auf der anderen Seite wieder in die Tiefe stürzen. Nichts für schwache Nerven. Trotzdem macht es Spaß, über die Dünen zu fahren und wir bedauern es, dass wir die Querung nach Birdsville nicht machen können. Die Straßen im Osten sind immer noch überflutet und gesperrt und so bleibt uns nur ein kleiner Ausflug in die Simpson Desert. Vielleicht darf ich an dieser Stelle vorwegnehmen, dass wir am Ende über 573 Dünen gefahren sein werden und bitte fragt mich nicht, woher ich das weiß 😉

Eine der 573 Dünen…

Am Abend schlagen wir unser Lager auf einer flachen Ebene zwischen zwei Dünen auf. Natürlich ist hier draußen niemand. Wir sind schließlich den ganzen Tag keinem anderen Wagen begegnet. Es ist wahnsinnig still und ein leuchtender Sternenhimmel spannt sich auch in dieser Nacht wieder über unserem Lager. In dieser Einsamkeit kann einen schon einmal eine seltsame Wehmut befallen und deswegen kredenze ich uns an diesem Abend Rippchen, Kartoffelbrei und Sauerkraut, das ich bereits vor Wochen in einem sentimentalen Moment erstanden habe. Ein Stückchen Heimat mitten in der Simpson Desert…

4 Kommentare

  1. Ich finde es toll ,dass ihr doch auch in dieser Wüste noch an zu Hause denkt.
    Mit Begeisterung lesen wir euere Berichte und haben das Gefühl ,wir fahren fast mit.
    Hoffentlich hat euch das Sauerkraut gut geschmeckt ?????

  2. Guten Morgen ☀
    Hihi, auch die Namibwüste gilt als trockenste Wüste der Welt, ihre Dünen haben wir ein klein wenig mit einem Guide durchfahren – abenteuerlich und wie Achterbahn fahren! 573 Dünen? Ich wäre tausend Tode gestorben… Die kleine Tour in Namibia hat mir völlig gereicht… 🙂 Ihr seid echt mutig!
    Genießt das Leben! Viele Grüße!

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