In einer bekannten Fastfoodkette mit dem gelben M erkaufen wir uns mit zwei Burgern Internetzugang und laden unseren Blog hoch. Als wir den klimatisierten Raum dann wieder verlassen, schlägt uns die Hitze wie eine Wand entgegen. 45 Grad sind es in Kalgoorlie. Wir erledigen eilig noch ein paar Dinge und dann sind wir auch schon wieder „on the road“. Und zwar auf der Trans Access Road, eine breite Schotterpiste, Teil des Connie Sue Highways, die eigentlich angelegt wurde, um die Bahntrasse der „Trans Australian Railway“ zu warten, die sich von Perth nach Sydney zieht und auch uns begleiten die Schienen nun eine ganze Weile zu unserer Linken. Einmal kommt sogar ein Güterzug vorbei, auf dem die Container zum Teil doppel gestapelt liegen. Sonst gibt es nichts hier draußen, außer einigen Eukalypten, deren Stämme in der untergehenden Sonne glutrot leuchten und zwei Kängurus, die mit großen Sprügen über die Ebene springen, sowie jede Menge Staub und Hitze.
Und was für eine Hitze. Selbst als die Sonne längst gesunken ist und wir unser Lager am Wegesrand aufbauen, ist es noch nicht ein Grad kühler geworden. Die Luft steht; es geht nicht einmal ein Hauch. Doch es nützt ja nichts. Es wird dunkel. Also müssen wir in die Kabine, in der ebenfalls über 40 Grad herrschen und obwohl die Ventilatoren laufen und alle Fenster geöffnet sind, bleibt es heiß. Uns steht die wärmste Nacht unseres Lebens bevor. Erst gegen drei Uhr wird es etwas kühler und ich habe nicht mehr das Gefühl, auf einem Wärmekissen oder in einer Sauna zu schlafen.
Um 5:00 Uhr ist die Nacht dann allerdings schon wieder zu Ende, denn die Sonne geht auf und die Vögel begrüßen den Busch mit ihren markanten Schreien. Um diese Uhrzeit sind es 25 Grad, die uns erschreckenderweise kühl, ja beinahe kalt vorkommen. Kein Wunder. Denn um 10 Uhr hat das Thermometer bereits wieder die 40 erreicht und wir biegen bei dem verbeulten, selbstgemalten Schild in die Zanthus-Balladonia Road ein. Es ist ein kleiner, unbekannter Track, der uns quer durch den Busch und hinunter zum Eyre Highway bringen wird. Im Großen und Ganzen ist er gut befahrbar, nur gegen Ende weist er über 15 Kilometer tiefe Sandpassagen auf, die uns einige Male ins Schlingern bringen und unser Auto komplett einstauben. Ansonsten führen uns zwei unscheinbare Reifenspuren durch einen herrlichen Wald, der trotz der unmenschlichen Temperaturen erstaunlich grün und lebendig wirkt. Der Schein trügt mit Sicherheit, denn es liegen immer wieder große Äste quer über der Straße, die der enormen Trockenheit und der Hitzewelle zum Opfer gefallen sind. Eukalypten haben nämlich die unangenehme Eigenschaften ihre Äste, mit unter in der Größe eines ganzen Baumes, abzustoßen, wenn sie sie nicht mehr mit Wasser versorgen können. Deswegen soll man auch nie unter einem Eukalyptus Baum parken. Für uns bedeutet das, dass wir immer wieder anhalten und die Stämme von der Fahrbahn ziehen müssen, wenn wir sie nicht umfahren können. Bei der Hitze ist das kein Spaß und die ist hier draußen wahrlich gnadenlos.
Außerhalb des Autos hat man das Gefühl, dass einem die Sonne die Haut abzieht und selbst im Schatten verbrennt einem der heiße Wind die Zehen. Aus der Lüftung kommt heiße Luft, als würde man die Rübe geradewegs vor einen Föhn halten und auch der Fahrtwind bringt keine Linderung mehr. Ganz im Gegenteil. Durch die geöffneten Fenster bläst heißer Wind ins Auto, der genauso unerträglich ist wie die stechende Sonne. Voller Entsetzen beobachten wir, wie das Thermometer während der Fahrt die 45 erreicht, die 47 überrennt und schließlich den schockierenden Spitzenwert von 49 Grad erreicht.
Okay, das ist definitiv zu viel, denn vor dieser Hitze gibt es kein Entkommen. Während der Mittagspause sitzen wir apathisch in unseren Stühlen und meine Kommunikation hat sich auf ein unmotiviertes Grunzen reduziert, das hin und wieder über meine Lippen kommt. Zu tiefgreifenderen Gesprächen bin ich nicht mehr in der Lage, denn mein Hirn hat sich in eine zähe Grütze verwandelt, die träge vor sich hin blubbert und will nicht mehr richtig arbeiten. Als wir wieder aufbrechen, verbrennen wir uns an den Zeltstangen der Markise die Finger und mit dem Mineralwasser könnte man sich gerade einen Tee aufbrühen. Außerdem hat sich mein Himbeer-Vanille Duschgel verflüssigt und ist in meine Kulturtasche ausgelaufen, die Kühlbox kommt mit dem Kühlen nicht mehr hinterher und wir können unsere Schokoladenkekse trinken. Also schalten wir letztlich doch die Klimaanalage an und können bei herrlich kühlen 29 Grad (!) die schöne Landschaft vor dem Fenster auch wieder genießen.
Die Nacht verbringen wir in einem Wald etwas abseits der Piste und haben das Glück, dass gegen Abend Wind aufkommt und die Hitze aus der Kabine bläst. So schlafen wir in dieser Nacht etwas besser. Trotzdem sind wir froh, dass es nun wieder an die Küste geht.
Natürlich wussten wir, dass es im Februar in diesen Gefilden noch zu heiß sein würde. Dennoch haben wir uns ganz bewusst für diesen Ausflug in Richtung rotes Herz entschieden. Wir sehen es als Testfahrt an, um unser Equipment zu erproben. So fügen wir unserer Ausrüstung nach diesem Trip noch einen weiteren Wasserkanister mit 22 Litern hinzu und schaffen uns eine Tasche an, die wir aufs Dach schnallen und den Müll darin transportieren können. Denn in einem Monat kommen wir wieder, in einem Monat nehmen wir es noch einmal mit dem Outback, seiner Hitze und dem Bulldust auf!
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