Vanillekaffee, schmutziger Asphalt, die Trucks donnern auf der Kempt Road an uns vorbei. Das kommt uns alles verdammt bekannt vor. Dabei fällt die Großstadt mit all ihren Reizen regelrecht über uns her. Nach der Stille Neufundlands ein Schock. Wir sind wieder zurück in Halifax und bei Toyota. Doch im Westen nichts Neues: Das Ersatzteil ist noch nicht geliefert worden, es wird noch eine weitere Woche dauern. Der Liefertermin liegt nun bereits in der ersten Oktober Woche. Wir müssen warten. Mit Reparatur wird dann ein ganzer Monat ins Land gegangen sein… Eine harte Schule – keine Frage. Doch irgendwie tragen wir es mit Fassung (sie tun doch etwas in diesen Vanillekaffee) – Hauptsache, die Reparatur wird am Ende gemacht und wir sind irgendwann mit unserem Allaq unterwegs. Für heute klopfen wir nur traurig auf seine Motorhaube. Er steht immer noch an exakt demselben Platz wie vor zwei Wochen und genau dort, wo ihn der Abschleppdienst abgeworfen hat.
Wir brauchen also einen neuen Mietwagen. Über ein kanadisches Buchungssystem ist das aber gar nicht so einfach, denn sie verlangen, dass man sich als Fahrer „verifiziert“. Die Kanadier haben ihre Daten zu diesem Zweck in eine App hochgeladen. Datenschutz lässt grüßen. Für Menschen mit einem deutschen Appstore ist diese App aber gar nicht erst verfügbar. Ich muss also ein Foto von meinem Reisepass und eines von meinem Führerschein an irgendeine Trust-Company schicken, damit sie bestätigen, dass ich ein verifizierter Fahrer bin. So ganz wohl ist mir nicht dabei, aber mir bleibt nichts anders übrig. Sie wollen die Dokumente vergleichen und bescheinigen, dass ich ein und dieselbe Person bin. Ach, Du Schreck. Meinen Reisepass ziert ein Foto von 2024 und in meinem rosa Lappen prangt ein super Bild von mir im zarten Alter von 18 Jahren. Nie und nimmer bekomme ich diese Bestätigung… Für diese Trust-Company ist es auch völlig unverständlich, dass ein Führerschein nicht abläuft. Es bedarf einiger Telefonate mit der Hotline, bis ich endlich auch in Kanada Autofahren darf :-)…
Wir fahren in die Stadt, die Straßen und Geschäfte sind uns vertraut, etwas zu vertraut für meinen Geschmack. Wieder fahren wir zu Hertz, wieder parken wir auf demselben Parkplatz. Und täglich grüßt das Murmeltier! Ich fühle mich wie in einem schlechten Film, obwohl wir den eben genannten eigentlich ganz gerne mögen. Aber selbst in einer Zeitschleife festzuhängen, ist irgendwie nicht so witzig. Die Autovermietung liegt unter dem prunkvollen Westin Hotel. Auch das kennen wir bereits. Der Portier reißt hektisch die Tür auf. Ich bin ganz offensichtlich ein Tourist, also ein potentieller Gast. Doch ich will nur in den Keller und zur Autovermietung. Meinen Ansprechpartner kenne ich auch ziemlich gut. Denn wir mussten unseren ersten Mietwagen immerhin gleich dreimal verlängern und ich habe zig Emails mit diesem Mann geschrieben. Dem Namen nach ist es ein Inder und ich lächele promt, als ich einen indischen Mitarbeiter hinter dem Tresen entdecke. Doch dann sehe ich mich in dem kleinen Raum um und stelle einigermaßen verblüfft fest, dass hier nur Inder arbeiten. Doch Gokul weiß sofort, wer ich bin und freut sich, mir den nächsten Mietwagen verkaufen zu können. Ich fürchte, er freut sich zurecht, denn auch diesen Wagen werden wir sicher wieder und wieder verlängern müssen…
Dann heißt es packen – mal wieder raffen wir all unser Hab und Gut zusammen, denn wir ziehen in das nächste Domizil. Wir haben uns ein Cottage am See gemietet. Unglaublich, aber es ist tatsächlich günstiger als der Camper. Denn so langsam müssen wir schauen, dass wir uns diesen unfreiwillig langen Aufenthalt in Kanada noch leisten können. Die ersten zwei Wochen haben ein ziemliches Loch in unser Reisebudget gerissen und es kommt auch noch diese Reparatur auf uns zu. Hoffentlich. Doch noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, noch hoffen wir darauf, dass wir irgendwann in Richtung Südwesten der USA und Wärme unterwegs sein werden und solange machen wir einfach das Beste daraus. Hat Phil Conners schließlich auch getan. Fürs Erste können wir sowieso nur zuschauen, wie sich die Blätter verfärben und der Indian Summer über das Land kommt. Auch das war nicht wirklich geplant und trotzdem ist es irgendwie schön…
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Liebe Pia, liebe Kerstin,
es ist so schön, dass ihr aus der Ferne an uns denkt! Das hat die Warterei etwas leichter gemacht!
Ganz liebe Grüße
Sonja und Christian
Ihr Lieben,
Ich denke viel an euch und hoffe fest, ihr könnt schon bald mit eurem Auto los. Wir kennen das ja, wenn man eine Zwangspause einlegen muss! Seid lieb gedrückt! Pia
Ach je… das ist ja was. Hoffentlich ist euer Auto bald wieder fit und alles kann laufen wie geplant…