Anderstouren

Wie viele Farben hat die Wüste?

Grelle Schreie reißen uns aus unseren Gedanken und von der Monotonie der Piste weg. Ein Schwarm Papageien fliegt kreischend vor der Windschutzscheibe her. Christian reduziert das Tempo und wir rumpeln kurz darauf in eine Creek hinab, in deren trockenem Flussbett prächtige, grüne Eukalpten stehen. Ein seltener Anblick in dieser kargen Wüste und prompt tobt hier das Leben. Wir halten an, steigen aus und wanderen eine Weile zwischen den Bäumen umher. Auf ihren knorrigen Ästen sitzen die hübschen Vögel, meistens zu zweit und schauen auf uns herab. Sie zupfen an den Blättern, unterhalten sich, oder putzen ihr leuchtendes, rosanes Gefider. Kommen wir ihnen zu nah, dann flattern sie schimpfend zum nächsten Baum.

Noch lebendiger geht es an einem Wasserloch zu, das wir wenig später erreichen. Mitten in der Wüste tritt hier olivgrünes Wasser aus der Erde und formt einen breiten Fluss, der genauso unvermittelt wieder im Nichts verschwindet, wie er aufgetaucht ist. Doch für dieses kurze Stück verwandelt er die staubige Wüste in eine Oase mit saftigen Büschen und mächtigen Bäumen. In jedem dieser Bäume sitzen gleich mehrere, weiße Papageienpaare, die sich lautstark über den unerwarteten Besuch beschweren. Aufgebracht stellen sie ihren hellgelben Kamm auf, reißen den Schnabel auf und spreizen die weißen Flügel, bis sie irgendwann mit schallenden Rufen über das Wasser zum anderen Ufer segeln. Dort scheint ein grauer Fischreiher fette Beute gemacht zu haben, mit der er sich aus dem Wasser erhebt und auf einen Ast fliegt, der über das Wasserloch ragt. Wie auf einem „Catwalk“ stolziert er eine Weile mit seinen langen Beinen auf dem Ast entlang, als wolle er seinen kleinen, gefiderten Freunden voller Stolz präsentieren, was er da gefangen hat. Diese beantworten das Gehabe des Reihers prompt mit empörtem Kreischen. Überhaupt ist die Luft ist erfüllt von den Schreien der Vögel und natürlich auch von dem Surren der vielen Fliegen. An einem solchen Ort, an dem das Leben regelrecht explodiert, sind sie selbstverständlich noch zahlreicher vertreten als sonst.

Es ist Mittagszeit. In der prallen Sonne und bei 42 Grad läuft mir der Schweiß wie Tränen über das Gesicht. Das Moskitonetz, der Hut und die Sonnenbrille machen es nicht gerade besser und so flüchten wir irgendwann ins Auto zurück. Während der Fahrt lässt es sich aushalten. In Oodnadatta halten wir kurz an. Ein Besuch im „Pink Roadhouse“ ist einfach Pflicht. Der Name ist hier Programm und die Besitzer haben sich wirklich alle Mühe gegeben, das Motto an jeder Ecke umzusetzen: Das ganze Haus ist schweinsrosa angestrichen, die Bänke, die Mülltonne, ja sogar die Tanksäule hat einen rosa Anstrich bekommen. Vor dem Eingang liegt zudem ein rosanes Kanu mit der Aufschrift „Oodnadatta canoe hire“. Sicher ein Scherz der Besitzer, denn Oodnadatta rühmt sich damit, nicht nur die heißeste, sondern auch die trockenste Siedlung Australiens zu sein. Das glauben wir sofort. Es ist trocken, staubig und furchtbar heiß. Ein Kanu kann man hier ganz sicher nicht gebrauchen, denn es hat seit einem Jahr nicht mehr geregnet. Also kaufen wir uns lieber ein Eis und fahren weiter.

90 Kilometer rumpeln wir durch eine trockene, glutheiße Ebene. Meine Güte. Wenn wir unser Auto nicht hätten, das uns mit Wasser, Schatten und Essen versorgt, wären wir hier draußen völlig verloren. Bei dieser Hitze möchte ich nicht eine Stunde durch diese schattenlose Hölle laufen müssen. Aber was ist das? Völlig unvermittelt taucht ein riesiger See in der Ferne auf. Seine Wasser glitzern verheißungsvoll, kleine Wellen kräuseln sich auf der Oberfläche und Grasbüschel säumen die Seeufer. Oh, wie gerne würden wir jetzt ein Bad nehmen. Dieser See sieht so herrlich kühl und erfrischend aus. Doch je näher wir kommen, desto weiter entfernt sich das herrliche Nass, bis es sich irgendwann ganz in Luft auflöst. Wir schauen uns verdutzt an. Glücklicherweise haben wir es beide gesehen, denn sonst müssten wir befürchten, dass einer von uns langsam den Verstand verliert. Vielleicht haben wir uns auch beide das Hirn verbrutzelt, oder wir haben gerade eine Art „Fatamorgana“ gesehen. Kein Wunder, dass den verdurstenden Wanderer ein solches Bild vom Weg abkommen und auf die vermeintliche Oase zu stolpern lässt. Wir hätten auch beinahe die Badehose aus der Kabine geholt.

Wenig später biegen wir um eine Kurve und können wieder kaum glauben, was uns unsere Augen zeigen: Aus dem flachen Land erheben sich auf einmal Hügel, die in prächtigen Farben leuchten. Orange Bergrücken, die mit weißen Streifen durchzogen sind, leuchtend rote Canyons, hellgelbe Flanken.. Das ist glücklicherweise keine Fatamorgana, das ist die „Painted Desert“. Wir laufen eine ganze Weile durch dieses fasziniernde Gebiet und je länger wir bleiben, desto intensiver strahlen die Berge in der Abendsonne. Unfassbar.

Verschwitzt, völlig erschöpft, aber erfüllt von den vielen Eindrücken dieses Tages bauen wir schließlich im Mondschein unser Lager auf. Heute Abend haue ich ein Steak in die Pfanne, das die Länge meine Unterarms hat, dazu Butter, Zwiebeln und Whiskey: Das ist mal ein Outbacksteak! Während wir in den Stühlen sitzen und dem Vollmond zusehen, wie er über die Spitzen der Eukalypten klettert und die Ebene in sein fahles Licht taucht, lassen wir den Tag revue passieren. Es ist doch unglaublich. Wie viele Gesichter und Farben hat diese Wüste eigentlich? Keine Ahnung. Ich werde auch nicht länger versuchen, es in Worte, oder gar in Zahlen zu fassen. Ich werde an dieser Stelle einfach noch ein paar Bilder sprechen lassen. Gute Nacht!

Verschwitzt, völlig erschöpft, aber erfüllt von den vielen Eindrücken dieses Tages bauen wir schließlich im Mondschein unser Lager auf. Heute Abend haue ich ein Steak in die Pfanne, das die Länge meine Unterarms hat, dazu Butter, Zwiebeln und Whiskey: Das ist mal ein Outbacksteak! Während wir in den Stühlen sitzen und dem Vollmond zusehen, wie er über die Spitzen der Eukalypten klettert und die Ebene in sein fahles Licht taucht, lassen wir den Tag revue passieren. Es ist doch unglaublich. Wie viele Gesichter und Farben hat diese Wüste eigentlich? Keine Ahnung. Ich werde auch nicht länger versuchen, es in Worte, oder gar in Zahlen zu fassen. Ich werde an dieser Stelle einfach noch ein paar Bilder sprechen lassen. Gute Nacht!

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